Neubau Passivhaus Schorndorf

Grundstruktur und Materialität

Das Einfamilienhaus mit integrierter Einliegerwohnung befindet sich an einem Nordhang in Schorndorf. Die vormals vorhandene, verschachtelte Bebauung mit unzureichender Bausubstanz wurde vollständig abgetragen und durch hochwertige, langlebige Strukturen ersetzt. Der Einsatz von Recycling-Beton sowie Dämmstoffen aus Zellulose und Holzfasern – in Kombination mit der vorgehängten Holzfassade – resultiert in einer nachhaltigen Bauweise und einem herausragenden Raumklima. Im Innenbereich wurde bewusst auf Kunststoff verzichtet: Stattdessen finden sich Holzfenster, Schiebetüren und Innentüren aus massivem Vollholz mit gewachster Oberfläche. Zusammen mit einer durchdachten inneren Erschließung und Parkettböden mit Fußbodenheizung entsteht so ein Bauwerk, das höchsten Ansprüchen gerecht wird.

Bauphysik

In den Außenwänden und zwischen den Dachsparren wurden Zellulosefasern eingeblasen. Diese werden mit hohem Druck eingebracht und dämmen somit jeden Zwischenraum perfekt aus.

Zudem handelt es sich um einen Recyclingwerkstoff, welcher nachhaltig ist. Die sogenannte Überdämmung von Bauteilen erfolgte mit Holzweichfaserplatten, die aus Holzabfällen hergestellt werden.

Die wasserführenden Schichten wie Dachdeckung und Fassade sind hinterlüftet, sodass eindringendes Wasser ohne Schaden zu verursachen abtrocknen kann.

Diese Bauweise spiegelt viele konstruktive Errungenschaften wider, die oft in moderner Architektur verloren gehen.

Hierzu gehört beispielweise auch ein ausreichender Dachüberstand, um die Fassade vor Regen zu schützen.

Neben der nachhaltigen Wärmeversorgung durch großflächige Photovoltaik auf den Dachflächen in Kombination mit einer Wärmepumpe ist die Ausrichtung des Baukörpers und dessen Öffnungen entscheidend.

Im Entwurf wurde darauf geachtet, den Wärmeeintrag im Winter durch Sonnenlicht zu maximieren. So wurde im Süd-Westen eine Eckverglasung über zwei Geschosse ausgeführt.

Diese kann im Sommer durch eine außenliegende Verschattung geschlossen werden. Der Wohnraum und dessen Haupt Erschließung führen zusammenhängend über drei Geschosse.

Am oberen Punkt dieser Haupterschließung befindet sich ein motorgesteuertes Fenster, das mit der Gebäudesteuerung kommunizieren kann. Auf diese Weise kann der gesamte Wohnraum

und dessen angrenzende Räume passiv belüftet werden. Im Sommer kann auf diese Weise auch eine nächtliche Rückkühlung der Gebäudemasse erfolgen.

Dadurch ist weit mehr als nur eine ausreichend isolierte Gebäudehülle entstanden, denn auch die Architektur reagiert auf die Anforderungen, das Raumklima möglichst nachhaltig zu regulieren.

Architektur

Durch die Hanglage erfolgt die Haupterschließung durch das teilweise erdbedeckte Sockelgeschoss. Die Stützwand zur Nachbarbebauung stützt das Dach der Garage und das Vordach des Haupteingangs.

Die Gartenfläche im darüberliegenden Erdgeschoss zieht sich als Flachdachbegrünung über das Garagendach. Im Sockelgeschoss befindet sich die Gebäudetechnik und die Einliegerwohnung.

Die Oberflächen sind mit Sichtbeton ohne Sichtbetonqualität und den sägerauen Bodendielen archaisch und schlicht.

Der durch eine großzügige Schiebetüre anschließende, üppig begrünte Lichthof ist ein wichtiges Element der Architektur und verschafft dem Innenraum großzügige Ausblicke.

Die Hauptwohneinheit erstreckt sich über drei Etagen, die über eine massive Holmtreppe erschlossen werden.

Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Nutzungen wie Wohnen, Kochen und Essen.

Eine zweigeschossig verglaste Gebäudeecke im Wohnzimmer öffnet den Blick auf den Garten und bringt im Sommer den Garten durch großzügige Öffnungsmöglichkeiten in das Haus.

Durch den Nordhang war die Orientierung zum aufgehenden Hang nach Süden wichtiger Bestandteil der Entwurfsparameter.

Durch die zweistöckige Verglasung kann viel Licht in den Wohnraum gelangen und es entsteht ein sich den Jahreszeiten anpassendes Lichtspiel in den Wohnräumen.

Der Lichthof kaskadiert über alle drei Wohngeschosse bis ins Dach und führt verspielt durch Flure und Galerien.

Im Dach öffnet ein Dacheinschnitt als Loggia den Blick über das Tal und bietet Zugang zu einer Außendusche und der Sauna.

Fassade

Die Holzfassade ist mit Nut- und Federprofilen in verschiedenen Breiten und Stärken gestaltet. Das Erscheinungsbild wird dadurch rhythmisiert und belebt.

Es wurden an den Giebelseiten runde Fassadeneinschnitte ausgeführt, um den verspielten Umgang im Innenraum auch nach außen zu spiegeln.

Vorgehängte Schiebladen, welche die Materialität der Fassade aufnehmen, gliedern die Fassade und sorgen durch die aufgesetzte Konstruktion für Variationen im Erscheinungsbild.

Das Gebäude folgt klaren Linien und logischen Parametern, möchte aber seinen Sinn für Humor nicht leugnen.

Architekt:

M.A. Martin Klinger, M.A. Fabian Schnee, M.A. Franz Mühleisen Freier Architekt Mühleisen + Partner, Planungsgesellschaft

Visualisierungen: MUP, Stuttgart

Fotodokumentation: B.A. Anna-Lena Platzer

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