Sanierung MFH Gründerzeit

Die Grundlage der Sanierung dieses wunderbaren erhaltenen Gebäudes aus der Gründerzeit ist beispielhaft für zahlreiche Bestandsimmobilien in der Region. Das Heizsystem ist veraltet, die Wohnungen sind vermietet und die Gebäudehülle nicht gedämmt. In Kombination mit erhaltenswerter Bausubstanz, wie in diesem Fall die Klinkerfassade mit Sandstein-Elementen, wird die Aufgabe sehr anspruchsvoll und für viele Bauherr*innen zur Überforderung.

Wir konnten aus einem breiten Feld an vergleichbaren Projekten unsere Expertise bündeln, um dieses Projekt dennoch zum Erfolg zu bringen.

Was haben wir vorgefunden und wie wurde planerisch reagiert? Die Wärmeerzeugung erfolgte über Gas-Etagenheizungen und über elektrische Nachtspeicheröfen. Die Gebäudetechnik von Elektrik über Abwasser bis zu den Steigleitungen war noch bauzeitlich und teilweise defekt. Zusätzlich gab es Undichtigkeiten in der Hauptgasleitung. Es war also zwingend notwendig neue Versorgungsschächte zu integrieren und damit alle Versorgungsleitungen neu zu verteilen. Gleichzeitig waren zwei der fünf Etagen noch bewohnt und bildeten somit ein Hindernis für die Sanierung. Durch die Bestandsuntersuchung wurde deutlich, dass auch die Hausanschlüsse erneuert werden müssen. Daher wurden alle Versorgungsleitungen in einen neuen Technikraum entgegengesetzt der alten Erschließung gebündelt. Durch die zeitweise doppelte Versorgung konnten einzelne Wohnungen dauerhaft bewohnt bleiben und hatten zu jedem Zeitpunkt Wasser, Strom und eine funktionierende Heizung.

Architektonisch bestand die Herausforderung darin, die Grundrisse neu zu organisieren und diese in das 21. Jahrhundert zu überführen. Da die Wohnungen nach wie vor sozialverträglich vermietet werden sollten, war es uns wichtig die Zahl der Zimmer nicht zu reduzieren, um kostbaren Wohnraum für Familien mit Kindern zu erhalten. Es ist gelungen den neuen Versorgungsschacht entlang der neuen, innenliegenden Badezimmer hochzuführen. Gegenüber schließen die neuen Küchenzeilen an den Schacht an und bilden mit den anschließenden Wohnzimmern moderne Wohnküchen.

Die Gebäudehülle wurde vollständig saniert wobei darauf geachtet wurde in Bereichen von schützenswerten Elementen an der Fassade eine spezielle Innendämmung vorzusehen. Es blieb dadurch die ortsbildprägende Fassade erhalten und es musste dennoch kein Abstrich in der Effizienz der gebäudehülle gemacht werden. Die Wärmeerzeugung erfolgt nun zentral über eine Wärmepumpe im Vorgartenbereich. Jedes Geschoss wird separat aus dem Technikraum mit Vor- und Rücklauf angefahren und dadurch mit warmem Wasser und Heizenergie versorgt. Die Heizungsverteilung erfolgt zentral und wird über Wärmemengenzähler an den Heizkörpern ermittelt.

Wir sind stolz darauf, dieses Gebäude vollständig und nachhaltig für die nächsten 100 Jahre fitgemacht zu haben. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung mit Projekten im Bestand, der sozialen Architektur und dem technischen Verständnis konnte der zu Beginn veranschlagte Kostenrahmen unterboten werden.

Architekt:

B.A. Anna-Lena Platzer, M.A. Franz Mühleisen Freier Architekt Mühleisen + Partner, Planungsgesellschaft

Fotodokumentation: B.A. Anna-Lena Platzer

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